Dass das Kauferlebnis in einem stationären Handel immer anders als online ist, ist bereits bekannt. Der Kontakt mit dem Verkäufer, die Atmosphäre, die durch Beleuchtung und Musik erzeugt werden kann, ist nur schwer auf das Sofa im heimischen Wohnzimmer zu projizieren.
Fakt ist ebenso, dass nur wenige Shop-Betreiber die Grundlagen der Verkaufspsychologie überhaupt anwenden. Bei vielen ist die Meinung vertreten, dass es nicht einfach zu sein scheint, diese Grundlagen aus dem stationären Handel auch auf den User umzusetzen.
Dabei handelt es sich nur um wenige Informationen, die dem Kunden gegeben werden müssen, dass die Motivation zum Kauf erreicht werden kann.
Inzwischen nutzen mehr als 93% aller Internetuser das Netz auch für ihren Einkauf. Die meiste Zeit verbringen sie dabei in Social-Media-Kanälen, aber sie genießen den Komfort, dass Einkaufen zu jeder Tageszeit möglich ist und sie sich damit die Zeit frei einteilen können.
Motivation ist die Grundvoraussetzung allen Handelns
Dies lässt sich leicht im Alltag belegen. Alle Handlungen, die von einem Menschen durchgeführt werden, basieren auf einer festen Motivation. Diese kann in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich sein und kategorisieren so das Ergebnis der Handlung. Eine hohe Motivation provoziert auch das bestmögliche Ergebnis.
Der innere Antrieb eines Menschen ist dabei die Grundlage. Bezogen auf den Online-Shop ist es der Kaufzweck. Einen Kunden zu einem Kauf zu bewegen und seine Motivation zu steigern, ist nicht mehr allein durch einen Newsletter oder eine Gutscheinaktion gegeben. Kunden erwarten mehr von ihrem Kauferlebnis und wollen individuell behandelt werden.
4 Modelle, die die Kaufmotivation unterstützen
Dabei können Shopbetreiber sich an vier geltenden Modellen orientieren, die die Grundlage für eine bestimmte Motivation beim Kunden legen.
BJ-FOGG
Mit dieser amerikanischen Theorie konnte belegt werden, dass eine Verhaltensänderung bei einem Menschen provoziert werden muss.
Die Summe des Verhaltens bildet sich aus drei Komponenten.
1. Motivation: Worin liegt der Grund eine bestimmte Handlung auszuführen?
2. Fähigkeit zur Veränderung: Jeder Mensch ist mit einer anderen Fähigkeit ausgestattet, die Änderungen zulässt. Bei vielen ist es möglich, dass sie von einem eingefahrenen Verhalten nicht abweichen wollen und damit auch nicht zu einer Veränderung bereit sind.
3. Trigger: Der richtige Reiz, der gesetzt wird, dass das gewünschte Verhalten eintritt.
Dabei ist es wichtig, dass der Reiz das stärkste Instrument ist, dass das Ergebnis wünschenswert ausfällt. Aber dennoch müssen alle drei Komponenten vorhanden sein, dass die Handlung durchgeführt werden kann.
Fehlt es einem Kunden an Motivation, dann kann ein Newsletter oder ein Angebot dazu führen, dass es den Kunden nervt und er den Kauf nicht einmal mehr in Erwägung zieht.
Fehlt es dem Kunden an der Fähigkeit sich zu verändern oder anzupassen, dann kann die Nutzung eines Online-Shops zu Frust und einer Demotivation führen. Folglich wird auch hier kein Kauf mehr abgeschlossen, dann das Kauferlebnis ist zerstört.
Grundlegend sind Triggerarten entscheidend, die bei der Motivation eines Kunden zum Einsatz gebracht werden.
1. Facialator: Sie zählen zu den einfachsten Triggerarten, denn sie können dann erfolgreich eingesetzt werden, wenn die Motivation des Kunden hoch ist, aber die Fähigkeit zur Veränderung nur sehr minimal gegeben ist.
2. Sparkling: Diese Form des Triggers kann die Motivation steigern, wenn sie niedrig ist. Dabei ist die Fähigkeit zur Veränderung sehr hoch.
3. Signal: Dies ist ausreichend, wenn die beiden anderen Voraussetzungen sehr hoch sind. Hier reicht ein einfacher Impuls aus, dass der Kauf abgeschlossen wird.
Hierdurch werden die Maßnahmen, die ein Shopbetreiber ergreifen soll, klar definiert. Zunächst ist es wichtig, dass der Newsletter auf die entsprechenden Trigger geprüft wird. Können diese richtig angewendet werden und finden sie bei dem Kunden auch eine Wirkung?
Im Anschluss ist die Betrachtung des Shops notwendig. Wie sind die Vorgänge zum Kauf und zur Bestellung angelegt? Es sollte immer nach einer Möglichkeit gesucht werden, die den Fähigkeiten des Kunden gerecht werden kann. Dabei ist die Grundlage die niedrigste Fähigkeit, die von einem Kunden zu erwarten ist. Viele Shopbetreiber bedenken nicht, dass ihre Wissensgrundlagen durch den Aufbau eines Shops und die Einstellung aller Maßnahmen wesentlich höher angesiedelt sind, als die eines normalen Nutzers. Somit sollte immer die einfachste Möglichkeit gewählt werden, die für den Kunden für einen übersichtlichen Prozess zur Verfügung steht.
Self-Efficacy-Modell
Laut dem Psychoanalytiker Bandura können Handlungen nur auf der Basis der eigenen Fähigkeiten durchgeführt werden. Jeder Mensch erstellt dabei ein Selbsturteil über seine Kompetenzen, die zur Handlungsfähigkeit notwendig sind.
Dabei kann die Motivation durch Erfolg ansteigen und und durch Misserfolg absinken. Diese Ebene bildet die Grundlage für alle weiteren Handlungen.
Somit sollte auch die Kompetenz eines Menschen mit der Entwicklung des Internets und dessen Herausforderungen in Beachtung gezogen werden. Alle neuen elektronischen Herausforderungen bedeuten für die meisten Menschen Zweifel und Unsicherheit. Dies liegt in der Natur des Menschen, denn es handelt sich dabei um Veränderungen, die nicht direkt greifbar sind. Nur sehr selbstsichere und selbstbewusste Menschen lassen sich von diesen Veränderungen nicht verunsichern.
Daraus können folgende Erkenntnisse für den E-Commerce gezogen werden:
1. Kunden sind also nie automatisch auf dem gleichen technischen Level wie der Shopbetreiber selbst.
2. Kunden brauchen Bestätigung bei richtigem Handeln. Dies kann in einem Haken geäußert werden, der bei einem abgeschlossenen Schritt gesetzt wird.
3. Einfache FAQ´s aber auch kurze Videos können Kunden helfen, den Prozess besser zu verstehen. Wichtig ist dabei, dass die Videos anschaulich und kurz gehalten werden. Eine hohe Laufzeit erweckt den Eindruck, dass die Bedienung nicht so einfach ist, wie es der Shop vorgibt.
4. Social Proof schafft Bestätigung. Je mehr Rezensionen verfügbar sind, die auch echt sind, desto eher sind Kunden ermutigt den Vorgang selbstbewusst durchzuführen.
Response-Effacy-Modell
Sofern bei einem Kunden ein Problem besteht, dann wird er nach einer Lösung suchen, die das Problem lösen kann. Im Falle eine Online-Shops mit einem Kauf.
Wird die Handlung auf Basis eines Wunsches ausgeführt, dann kommen während oder auch nach der Handlung Zweifel auf, die die Handlung in Frage stellen.
Zuspruch erhalten die Kunden in diesem Zusammenhang durch sehr exakte Produktbeschreibungen. Diese sollten nicht von den Kerninformationen des Herstellers abweichen, aber möglichst genau über das gewünschte Produkt aufklären. Dies lässt das ungute Gefühl des Kunden verschwinden.
Ebenso sind alle Rezensionen, die nachweisbar sind, wichtig für den Kunden. Dabei ist der Shopbetreiber immer in der „Beweispflicht“. Er muss den Nachweis erbringen, dass die Kaufentscheidung eine gute war oder ist.
Money-kills-Motivation
Um einen Kunden um eine Bewertung zu bitten, ist es kontraproduktiv, wenn dafür ein Gutschein angeboten wird. Studien haben ergeben, dass die Hilfsbreitschaft der Menschen gesenkt wird, wenn ein monetärer Wert in die Aktion mit eingebunden wird.
Daher ist es besser, wenn der Kunde darüber aufgeklärt wird, was eine Bewertung bedeutet. Sie ist nicht vordergründig für den Shopbetreiber da, sondern soll anderen Käufern bei der Kaufentscheidung helfen. Auf diese Weise können Probleme oder Zweifel von anderen Kunden behoben werden.
In dieser Situation sind Menschen bereit zu helfen, weil sie auch selbst in anderer Hinsicht davon profitieren, wenn sie auf solche Bewertungen zurückgreifen können.
Anhand dieser Methoden kann einem Kunden die Motivation zum Kauf, aber auch zur Förderung des Online-Shops übergeben werden. Verkaufspsychologie wird damit zu einem elementaren Bestandteil des E-Commerce.